Karneval, Fastnacht, Fasching – viele Namen beschreiben das gleiche bunte Spektakel, das jedes Jahr Millionen Menschen in Deutschland und darüber hinaus in seinen Bann zieht. Doch bei allem Frohsinn und aller Ausgelassenheit stellt sich jedes Jahr aufs Neue die gleiche Frage: Wann ist Karneval? Das Datum scheint von Jahr zu Jahr zu variieren, und neben dem berühmten 11. November, der den Startschuss für die sogenannte „fünfte Jahreszeit“ gibt, fallen die Höhepunkte des Karnevals mal in den Februar, mal in den März. In diesem Artikel erfährst du detailliert, wann Karneval gefeiert wird, welche Termin‑Logik dahintersteckt, wie sich die Session im Jahresverlauf entwickelt und warum es historische, regionale und kulturelle Unterschiede gibt. Außerdem werfen wir einen Blick auf die lange Geschichte des Karnevals und beleuchten Bräuche, Traditionen, kulinarische Spezialitäten sowie die gesellschaftliche Bedeutung dieser außergewöhnlichen Zeit.
Die fünfte Jahreszeit: Beginn am 11. November um 11:11 Uhr
Der Karneval beginnt offiziell am 11. November um 11:11 Uhr. Dieses Datum ist für viele Außenstehende überraschend, denn die eigentliche Hochphase mit Umzügen und Kostümen wird oft mit den Wintermonaten Februar oder März assoziiert. Der 11. November markiert allerdings in den rheinischen Karnevalshochburgen wie Köln, Düsseldorf und Mainz den Auftakt der Session. Ab diesem Tag ernennt man die wichtigsten Figuren der Session, wie etwa das Dreigestirn mit Prinz, Bauer und Jungfrau in Köln, und die Karnevalsvereine beginnen mit Vorbereitungen, Sitzungen und Veranstaltungen. Die Zahl Elf gilt als „Narrenzahl“ oder Schnapszahl. Sie liegt zwischen der Zehn, die für Ordnung und Gesetz steht, und der Zwölf, die religiöse Vollständigkeit symbolisiert. Für die Karnevalisten ist sie deshalb ein augenzwinkerndes Zeichen für das Überschreiten gesellschaftlicher Normen. Seit dem 19. Jahrhundert sitzen im Rheinland die sogenannten Elferräte auf Karnevals- und Prunksitzungen; die Programme starten nicht zur vollen Stunde, sondern typischerweise elf Minuten danach. Am 11. 11. werden vielerorts Rathausschlüssel an Prinzenpaare übergeben, Bühnenprogramme eröffnet und erste Karnevalslieder angestimmt. Trotz dieses frühen Beginns wird der Straßenkarneval nach einem Advents‑ und Weihnachtsintermezzo erst im neuen Jahr fortgesetzt – bis dahin prägt das Sitzungskarneval die „jecke“ Szene.
Der Verlauf der Session: Von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch

Die Zeit zwischen dem 11. November und dem Start der großen Straßenumzüge ist geprägt von Vorfreude, Veranstaltungen und Vorbereitungen. Die eigentliche Hochphase wird allerdings erst im Februar oder frühen März begangen, wenn die närrischen „tollen Tage“ anstehen. Traditionell gliedert sich der Höhepunkt des Karnevals in mehrere einzelne Tage, die jeweils eine besondere Bedeutung und eigene Rituale besitzen:
- Weiberfastnacht: Der Donnerstag vor Rosenmontag ist den Frauen vorbehalten. In Köln, Düsseldorf und anderen Städten stürmen symbolisch verkleidete Frauen die Rathäuser, schneiden Krawatten ab und übernehmen die Macht. Diese Tradition geht auf die Beueler Wäscherinnen zurück, die im 19. Jahrhundert für ihre Rechte kämpften. Weiberfastnacht läutet den Straßenkarneval ein; vielerorts wird bereits vormittags ausgelassen gefeiert.
- Karnevalsfreitag: Der Freitag wird oft für Kostümfeste, Schulenkarneval oder kleinere Umzüge genutzt. In einigen Regionen finden Karnevalssitzungen statt, und die Kneipen füllen sich mit Narren, die ausgelassen tanzen und feiern.
- Karnevalssamstag: Auch bekannt als Fastnachtssamstag, markiert dieser Tag den Start der großen Umzüge in vielen kleineren Städten und Stadtteilen. Er bietet Raum für Familienumzüge, Kostümwettbewerbe und Bälle. Viele Karnevalsvereine präsentieren erstmals ihre Wagen und Fußgruppen.
- Karnevalssonntag: Der Sonntag vor Rosenmontag gehört traditionell den Kindern und Familien. Kinderumzüge sowie kleinere Stadtteil‑Züge bestimmen das Bild. In manchen Gegenden heißt dieser Tag Tulpensonntag oder Faschingssonntag.
- Rosenmontag: Der Höhepunkt des Straßenkarnevals ist der Rosenmontag. Bunte Wagen, satirische Figuren, Garden in historischen Uniformen und Musikgruppen ziehen durch die Innenstädte der Karnevalshochburgen. Kamelle (Süßigkeiten), Strüßjer (Blumensträuße) und Bützchen (Küsschen) werden in die Menge geworfen. Hunderttausende Menschen säumen die Straßen; der Umzug in Köln ist der größte in Deutschland. Am Abend werden die schönsten Wagen und originellsten Kostüme prämiert.
- Veilchendienstag: Der auch Faschingsdienstag genannte Dienstag bildet den Ausklang der tollen Tage. In einigen Regionen finden kleinere Umzüge statt, und es wird weiter ausgelassen gefeiert. In Köln wird am Veilchendienstag das Nubbelverbrennen zelebriert: Eine Strohpuppe, der „Nubbel“, symbolisch für alle begangenen Sünden während der Session, wird unter großem Spektakel verbrannt.
- Aschermittwoch: Mit dem Aschermittwoch endet der Karneval, und es beginnt die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern. In vielen katholischen Gemeinden werden am Aschermittwoch Gottesdienste mit Austeilung eines Aschekreuzes gefeiert. Für viele Karnevalisten ist dieser Tag geprägt von Fischessen, Besinnung und dem alljährlichen Karnevalskater.
Diese Abfolge verleiht dem Karneval eine dramaturgische Struktur, bei der Spannung und Ausgelassenheit langsam steigen, ihren Höhepunkt erreichen und am Ende abrupt in Enthaltsamkeit übergehen. Weiberfastnacht, Rosenmontag und Veilchendienstag sind keine gesetzlichen Feiertage in Deutschland, gleichwohl werden sie in manchen Regionen wie arbeitsfreie Festtage zelebriert. Viele Arbeitgeber zeigen sich kulant, und Schulen haben häufig frei, sodass die Menschen unbeschwert feiern können. Auch in Städten ohne Karnevalstradition erfreuen sich Faschingsbälle und Maskenpartys großer Beliebtheit.
Warum variiert das Datum des Karnevals?
Die Frage, warum Karneval jedes Jahr zu einem anderen Termin stattfindet, ist eng mit dem christlichen Kalender verknüpft. Karneval ist traditionell die letzte große Feier vor der vorösterlichen Fastenzeit. Der Ash ermittwoch fällt stets 46 Tage vor Ostersonntag, und Rosenmontag sowie die anderen tollen Tage liegen entsprechend in der Woche davor. Der Ostersonntag selbst richtet sich nach dem Mondkalender: Er fällt auf den ersten Sonntag nachersten Vollmond nach Frühlingsanfang. Dadurch verschiebt sich Ostern zwischen Ende März und Ende April. Da Aschermittwoch 46 Tage vor Ostern liegt, kann der Rosenmontag frühestens Anfang Februar und spätestens Anfang März stattfinden. Historisch ist der frühestmögliche Termin für den Rosenmontag der 2. Februar; der spätestmögliche Termin ist der 8. März. Diese Bandbreite erklärt, warum Weiberfastnacht und die anschließenden Feierlichkeiten von Jahr zu Jahr verschieden datieren. Das Ergebnis ist eine flexible Festzeit, die sich an Mondzyklen orientiert und deshalb keine festen Kalenderdaten besitzt. Für viele Karnevalisten gehört diese Unberechenbarkeit zum Reiz der „fünften Jahreszeit“: Sie verbindet das Jahreszeiten‑ und Mondgeschehen mit regionalen Bräuchen und religiösen Traditionen.
Karnevalstermine in den kommenden Jahren

Wer den nächsten Umzug, eine Sitzung oder das gemeinschaftliche Feiern planen möchte, braucht konkrete Daten. Die folgende Tabelle zeigt die Haupttermine für die kommenden Jahre. Sie macht deutlich, wie stark die Termine variieren und hilft bei der rechtzeitigen Urlaubsplanung.
| Jahr | Weiberfastnacht | Rosenmontag | Aschermittwoch |
|---|---|---|---|
| 2026 | 12. Februar 2026 | 16. Februar 2026 | 18. Februar 2026 |
| 2027 | 4. Februar 2027 | 8. Februar 2027 | 10. Februar 2027 |
| 2028 | 24. Februar 2028 | 28. Februar 2028 | 1. März 2028 |
| 2029 | 8. Februar 2029 | 12. Februar 2029 | 14. Februar 2029 |
| 2030 | 28. Februar 2030 | 4. März 2030 | 6. März 2030 |
Neben diesen Eckdaten gibt es zahlreiche regionale Varianten. Das schwäbisch‑alemannische Fastnacht beginnt traditionell später und dauert mancherorts bis in den März hinein. In anderen Ländern wird teilweise der sogenannte „schmutzige Donnerstag“ als Höhepunkt gefeiert, der bei uns mit Weiberfastnacht zusammenfällt. Auch Ostersonntag selbst variiert jedes Jahr, weshalb langfristige Karnevalsplanerinnen und -planer sich an den offiziellen Kirchenkalendern orientieren.
Historische Wurzeln des Karnevals
Karneval ist weit mehr als eine moderne Party: Seine Wurzeln reichen tief in die Geschichte zurück. Bereits im alten Mesopotamien gab es vor über 5.000 Jahren Feste, bei denen Herrscher und Volk für kurze Zeit auf einer Stufe standen. Im antiken Rom und Griechenland wurden zu Ehren von Göttern wie Saturn rauschende Feiern begangen, bei denen Masken und Verkleidungen eine zentrale Rolle spielten. Diese heidnischen Winter‑ und Fruchtbarkeitsrituale gingen später in die Kulturen der Germanen und Kelten ein. Masken ermöglichten es, böse Geister zu vertreiben, die Fruchtbarkeit des Bodens zu beschwören und soziale Rollen auf den Kopf zu stellen. Die Symbolik, dass die Götter unerkannt unter den Menschen wandeln konnten, sorgte für eine zeitweilige Nivellierung der Gesellschaft. Das Motiv der Gleichheit, bei dem einfache Bürger und Herrschende gemeinsam feierten, ist bis heute in der Karnevalskultur spürbar.
Im Mittelalter zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert wurden heidnische Bräuche nach und nach von der christlichen Kirche adaptiert. Die Geistlichkeit erkannte, dass es effektiver war, bestehende Rituale zu übernehmen und zu christlichen Festen umzudeuten, als sie zu verbieten. Der Karneval wurde als letzter Rausch vor dem entbehrungsreichen Fasten legitimiert. In diese Zeit fällt auch die erste bekannte Verwendung des Begriffs „Fastnacht“, der das nächtliche Feiern vor der Fastenzeit beschreibt. Der Ausdruck „Karneval“ wird seit dem 17. Jahrhundert belegt und lässt sich vom lateinischen „carne vale“ („Fleisch, lebe wohl“) ableiten. Der Name verdeutlicht den Abschied vom Genuss: In der 40‑tägigen Fastenzeit wurde früher auf Fleisch, Alkohol und andere Genüsse verzichtet; Karneval bot somit die letzte Gelegenheit, Vorräte aufzuzehren. Historische Quellen belegen, dass in dieser Zeit wilde Feste gefeiert wurden, bei denen sich die Menschen verkleideten, parodierende Theaterstücke aufführten und die Obrigkeit verspotteten.
Über die Jahrhunderte wandelte sich der Karneval: Er wurde im 19. Jahrhundert durch Karnevalsvereine institutionalisiert. Besonders im Rheinland entstand ein gesellschaftskritischer Straßenkarneval mit Prunkwagen, Garden und Büttenreden. Der Kölner Karneval gilt als einer der traditionsreichsten; hier wurde 1823 das Festkomitee des Kölner Karnevals gegründet. Ab den 1830er‑Jahren entwickelten sich auch in Mainz und Düsseldorf organisierte Umzüge. Diese Vereine legten fest, wie Umzüge ablaufen, wer Prinz oder Dreigestirn wird und welche Lieder gesungen werden. Die Geschichte zeigt, wie aus heidnischen Wurzeln ein christlich überformtes, später bürgerlich geprägtes Fest entstand, das im 20. Jahrhundert zu einem medienwirksamen Event wurde. Heute wird der Karneval live im Fernsehen übertragen, touristisch vermarktet und bleibt dennoch ein Fest der Tradition und der ausgelassenen Freude.
Regionale Unterschiede und Begrifflichkeiten
Deutschlandweit gibt es verschiedene Begriffe für das närrische Treiben. Im Rheinland spricht man von Karneval oder „Fastelovend“, im Süden und Osten wird eher von Fasching oder Fastnacht gesprochen. Diese unterschiedlichen Begriffe haben regionale und sprachliche Ursprünge:
- Karneval: Der im Rheinland gängige Begriff verweist wahrscheinlich auf die lateinische Wendung „carne levare“ oder „carne vale“, was übersetzt „Fleisch wegnehmen“ bzw. „Fleisch, lebe wohl“ bedeutet. Für rheinische Karnevalisten gehört der Narrenruf „Alaaf“ dazu, der vor allem in Köln gebraucht wird. Dieser Ruf stammt aus dem Kölschen und bedeutet sinngemäß „alles ab“ oder „alles weg“. Er wird als Toast auf die Stadt verstanden.
- Fasching: In Bayern, Österreich und Sachsen hat sich der Begriff Fasching etabliert. Linguisten leiten ihn von der mittelhochdeutschen Zusammensetzung „vast‑schanc“ ab, was ursprünglich den Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit bezeichnete. In München und anderen bayerischen Städten ruft man „Helau“ oder „Fasching“.
- Fastnacht/Fasnacht: Vor allem in Südwestdeutschland (Schwaben, Baden), in Teilen der Schweiz und im Elsass nennt man das Fest Fastnacht oder Fasnacht. Das Wort setzt sich aus „Fasten“ und „Nacht“ zusammen und bezeichnet ursprünglich nur die Nacht vor Beginn der Fastenzeit. In Basel beginnt die drei Tage dauernde Fasnacht am Montag nach Aschermittwoch um vier Uhr morgens mit dem sogenannten Morgenstreich; ein deutliches Beispiel für regionale Unterschiede.
Auch die Rufe unterscheiden sich: „Helau“ ist in Düsseldorf, Mainz und vielen anderen Regionen populär, während „Ahoi“ in Niedersachsen oder „Narri‑Nar-ro“ im süddeutschen Raum gerufen wird. Uniformen und Garden erinnern in Köln und Düsseldorf an historische Stadtsoldaten; im schwäbisch‑alemannischen Raum sind hingegen Holzmasken mit furchterregenden Fratzen gebräuchlich, die von Generation zu Generation weitervererbt werden. Diese Unterschiede zeigen die enorme Vielfalt der Fastnachtskulturen in Deutschland.
Bräuche und Traditionen
Der Karneval wäre ohne seine vielfältigen Bräuche und Rituale kaum denkbar. Neben den Umzügen gibt es zahlreiche wiederkehrende Elemente, die sich regional ausdifferenziert haben:
- Kostüme und Masken: Das Verkleiden ist ein zentrales Element. Von historischen Uniformen über Fantasiefiguren bis hin zu aktuellen politischen oder popkulturellen Anspielungen ist alles erlaubt. Das Kostüm ermöglicht es, die eigene Identität zu verlassen und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Dieser Rollentausch hat eine lange Tradition: Schon im Mittelalter parodierten Narren den Klerus und den Adel, um hierarchische Ordnung temporär aufzuheben. Heute sind originelle Gruppenkostüme und selbst gebastelte Outfits ein Merkmal des modernen Karnevals.
- Kamelle und Strüßjer: Während der Umzüge werfen Karnevalisten Süßigkeiten („Kamelle“) und kleine Blumensträuße („Strüßjer“) in die Menge. Kinder sammeln eifrig Bonbons, Schokolade und Schaumküsse. Im Rheinland ist es üblich, „Kamelle“ zu rufen, um die Wurfbereitschaft der Wagenbesatzung zu erhöhen.
- Büttenreden und Sitzungskarneval: Während der Karnevalssitzungen stehen humorvolle Reden im Vordergrund, die in Reimform politische und gesellschaftliche Themen aufgreifen. Die Redner steigen traditionell in eine Holztonne („Bütt“) und geben pointierte Kommentare zu aktuellen Ereignissen. Dazu kommen Tanzgruppen, Funkenmariechen, Gardisten und Musikbands.
- Dreigestirn und Prinzenpaar: In vielen Regionen repräsentiert eine närrische Majestät den Karneval. In Köln bilden Prinz, Bauer und Jungfrau das Dreigestirn, das die Session regiert. In anderen Orten gibt es Prinzenpaare, Zeremonienmeister oder Kinderprinzenpaare. Diese Rollen sind mit vielen repräsentativen Aufgaben verbunden und symbolisieren die Machtübernahme der Narren.
- Nubbelverbrennen: Am Veilchendienstag wird in Teilen des Rheinlands der Nubbel verbrannt, eine Strohpuppe, die stellvertretend für die Sünden und Ausschweifungen der Session steht. Beim Verbrennungsritual werden noch einmal Lieder gesungen, bevor die Karnevalisten Abschied von der närrischen Zeit nehmen.
Weitere Bräuche umfassen den Sturm auf das Rathaus, bei dem symbolisch die Macht vom Oberbürgermeister an die Narren übergeht, und das Überreichen von Orden. Besonders beliebt ist der „Orden wider den tierischen Ernst“ in Aachen, der seit 1950 humorvollen Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft verliehen wird. Karnevalslieder wie „Mer losse d’r Dom in Kölle“ oder „Viva Colonia“ werden zu Hymnen der Session und schallen regelmäßig durch die Straßen und Säle.
Kulinarische Spezialitäten
Essen spielt im Karneval eine große Rolle, denn vor der Fastenzeit galt es, Vorräte aufzubrauchen. So entstanden typische Speisen, die bis heute zur Karnevalstradition gehören. Allen voran ist Schmalzgebäck wie Berliner, Pfannkuchen, Krapfen, Fasnachtsküchle oder Kräppel beliebt. Diese süßen Hefeteilchen werden in Fett ausgebacken und anschließend mit Zucker bestäubt oder mit Marmelade gefüllt. Sie erinnern daran, dass in der Fastenzeit Eier, Fett und Butter tabu waren und deshalb zuvor noch einmal reichlich verwendet wurden. Auch deftige Speisen wie Eintöpfe, Kohl mit Wurst oder belegte Brötchen stehen bei Karnevalisten hoch im Kurs, da sie die nötige Grundlage für lange Nächte liefern. In der schwäbisch‑alemannischen Fastnacht sind Fasnetsküchle und Scherben verbreitet, während im Rheinland Mutzenmandeln oder Reibekuchen gereicht werden. Nicht zu vergessen sind die unzähligen Kneipen und Imbissstände, die während der Umzüge Kölsch vom Fass und rheinischen Sauerbraten anbieten.
Politische und gesellschaftliche Dimension
Neben dem ausgelassenen Feiern hat der Karneval immer auch eine politische Komponente. Schon im Mittelalter wurden in den „Narrenfesten“ herrschaftliche Ordnungen persifliert und kirchliche Rituale parodiert. Büttenreden greifen aktuelle politische Entwicklungen auf, machen sich über Entscheidungsträger lustig und üben durch Humor Kritik. In den satirisch gestalteten Wagen werden gesellschaftliche Missstände, Skandale und internationale Ereignisse dargestellt. Diese kritische Tradition führt zu einer gesellschaftlichen Reinigungsfunktion: Durch das Lachen über Mächtige und Institutionen wird Druck abgelassen, und es entsteht Raum für Diskussionen. Auch dem Prinzenpaar oder Dreigestirn wird oft ein symbolischer Schlüssel der Stadt überreicht, um die temporäre Machtübernahme der Narren zu dokumentieren.
Der Karneval fördert zudem das Gemeinschaftsgefühl. Menschen verschiedenster sozialer Schichten, Altersgruppen und Herkunft feiern Seite an Seite. In Kostüm sind Rollen und Status symbiotisch aufgehoben; so können sich neue Freundschaften entwickeln. Gemeinsames Singen, Tanzen und Lachen schaffen Erinnerungen und stärken das lokale Identitätsgefühl. Gerade im Rheinland ist der Karneval auch ein touristisches Ereignis: Gäste aus dem In- und Ausland kommen, um die großen Rosenmontagszüge zu erleben. Hotels sind lange im Voraus ausgebucht, und die Wirtschaft profitiert von den Einnahmen.
Karneval weltweit
Obwohl dieser Artikel sich auf den deutschen Karneval konzentriert, lohnt ein Blick über die Landesgrenzen. Weltweit wird der Karneval auf unterschiedliche Weise gefeiert. In Rio de Janeiro zieht der farbenfrohe Karneval Millionen Menschen an; dort stehen Sambaschulen mit eindrucksvollen Tanzgruppen und gigantischen Wagen im Mittelpunkt. In Venedig ist der Karneval berühmt für seine eleganten Maskenbälle und kunstvollen Kostüme, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. In Trinidad und Tobago begeistert der karibische Karneval mit Calypso‑Musik, Steel‑Drums und ausgelassenen Straßenfesten. Auch in New Orleans steht Mardi Gras für bunte Umzüge und traditionsreiche Rituale. Im schwäbisch‑alemannischen Raum, zu dem Teile der Schweiz, Österreichs und Süddeutschlands gehören, werden hölzerne Masken getragen und alte Dämonenbräuche gepflegt. Überall hat der Karneval seine eigene Farbe, Geschichte und Symbolik – doch die Freude an der Verkleidung, dem gemeinsamen Feiern und dem vorübergehenden Ausbruch aus dem Alltag ist universell.
Fazit: Wann ist Karneval?
Die Frage „Wann ist Karneval?“ lässt sich nicht mit einem festen Datum beantworten. Karneval ist eine bewegliche Festzeit, die immer 46 Tage vor Ostersonntag endet und deren Höhepunkt zwischen Anfang Februar und Anfang März liegt. Die Session startet jedes Jahr am 11. November um 11:11 Uhr mit dem Ausrufen der fünften Jahreszeit, wird über die Adventszeit hinweg unterbrochen und kehrt im neuen Jahr mit Sitzungen, Sitzungsorden und Proklamationen zurück. Die „tollen Tage“ beginnen mit Weiberfastnacht und erreichen ihren Höhepunkt am Rosenmontag, bevor sie am Aschermittwoch in die Fastenzeit übergehen. Wenn du also planst, mitzufeiern, lohnt es sich, den Kirchenkalender und die nächsten Rosenmontagsdaten im Blick zu behalten. Gleichzeitig solltest du dir bewusst machen, dass Karneval viel mehr ist als ein Datum: Es ist ein lebendiges Kulturerbe mit heidnischen Wurzeln, christlichen Überformungen, regionalen Besonderheiten und einer starken Gemeinschaftsbindung. Ob Alaaf, Helau oder Narri – wenn die jecken Tage kommen, verbinden sie Menschen mit Humor, Musik und Fantasie. Und genau darum geht es im Karneval: einmal im Jahr die Welt auf den Kopf zu stellen und gemeinsam das Leben zu feiern.

